CARLO IL CALVO
Nicola Antonio Porpora
Dramma per musica in drei Akten (Neuinszenierung)
Carlo il Calvo – Karl der Kahle wurde 1738 am führenden Opernhaus Roms, dem Teatro delle Dame, uraufgeführt. Die Besetzung bestand ausschließlich aus Männern und Kastraten. Frauen durften im Kirchenstaat nicht öffentlich auftreten. Porporas Oper basiert auf einem venezianischen Libretto von 1699, das unter verschiedenen Titeln von Komponisten wie Vinaccesi, Keller, Alessandro Scarlatti, Orlandini, Predieri, Fioré, Hurlebusch, Telemann und Vivaldi vertont wurde. Die Partitur hat sich im Konservatorium zu Neapel erhalten.
Die Handlung führt in jene Epoche des frühen Mittelalters, als das Europa Karls des Großen unter den Händen seiner zerstrittenen Erben zerfiel. Ihre Besonderheit besteht darin, dass der Titelheld ein Kind ist. Porpora lässt es im Gegensatz zu seinen Kollegen sogar einige Verse singen. Lothar der Deutsche, sein Stiefbruder, Enkel Karls des Großen, entführt den rechtmäßigen Thronerben, um ihm die Herrschaft zu entreißen. Das gibt Karls Mutter Gelegenheit zu herzzerreißenden Verzweiflungsszenen und atemberaubenden Gefühlsausbrüchen. Den durch falsche Berater zum Bösen verführten Lothar darf Max Emanuel Cencic in pathologische Hysterie treiben. Allein Franco Fagioli hat als edler Ritter Adalgiso das Zeug, dem Tyrannen Einhalt zu gebieten und die gottgewollte Ordnung wiederherzustellen. Dabei gerät der Sohn Lothars in Konflikt mit dem 4. Gebot.